Zwinger (Münster)

Der Zwinger wurde ursprünglich zur Sicherung der Stadt im 16. Jahrhundert errichtet. Im Nationalsozialismus wurde er 1938 zum Kulturheim der Hitlerjugend  (HJ) umgestaltet und war in den späten Kriegsjahren darüber hinaus Gefängnis und Hinrichtungsstätte der Geheimen Staatspolizei (Gestapo).

Mit dem Umbau des Zwingers zum Kulturheim der HJ wurde das Ziel verfolgt, junge Menschen früh von nationalsozialistischen Werken der Kunst und Musik zu begeistern und einen Ort der kulturellen Bildung zu schaffen. Es wurden daher im Zuge des Umbaus u.a. ein Musiksaal und ein Heimatabendraum geschaffen. In der HJ war das gemeinsame Singen zentraler Bestandteil der Jugendarbeit, da es für nationalsozialistische Sprache sensibilisierte und diese einübte. Der Zwinger wurde sowohl für Proben als auch für Konzerte genutzt. Von Aufführungen konnten im Zwinger Tonaufnahmen gemacht werden, die an den Rundfunk übermittelt wurden.

„Dem neuen Kulturheim wurde von Seiten der münsterschen HJ-Führung eine besondere Rolle für die Zukunft der Organisation in der Region beigemessen.“ (Rommé 2007, S. 43)[bs3] 

Im den Kriegsjahren des 2. Weltkriegs verlor der Zwinger als Kulturheim an Bedeutung. Dies lag u.a. daran, dass aufgrund der Bombenangriffe Münsteraner Schulen evakuiert und Jugendliche als Helfer in den Krieg eingezogen wurden. Wann jedoch genau die letzte Nutzung des Zwingers als Kulturheim erfolgte, ist nicht eindeutig belegt.

Ab 1939 wurde der Zwinger zudem als Luftschutzraum für ca. 60 Personen genutzt. 1944 und 1945 wurde der Zwinger Ort verschiedener nationalsozialistischer Verbrechen. So wurde 1944 eine Sichtschutzmauer errichtet, die unbeobachtete Hinrichtungen ermöglichten. Wie viele Personen an diesem Ort genau umkamen, kann heute nicht mehr genau rekonstruiert werden, weil sowohl die Dokumentation als auch die Zeitzeugenberichte hierzu lückenhaft sind. Neben den Hinrichtungen diente der Zwinger, nach einem erneuten Umbau, auch als Gefängnis für ausländische Zwangsarbeiter und als Zwischenstation auf dem Weg ins Konzentrationslager.

1944 wurde der Zwinger schließlich von einer Bombe getroffen und war zum Ende des Krieges vollständig zerstört. Seit 1997 dient er als Mahnmal und Erinnerungsort, an dem jedes Jahr zahlreiche Gedenkveranstaltungen stattfinden. Eine Gedenktafel dient hierbei der Information der Bevölkerung.


Bildnachweis: Dietmar Rabich / Wikimedia Commons / “Münster, Zwinger — 2017 — 1837-43” / CC BY-SA 4.0

Quellen:

Presse- und Informationsamt der Stadt Münster (2019): Der Zwinger in der Nazizeit. Online: URL: https://www.muenster.de/stadt/presseservice/pressemeldungen/web/frontend/output/standard/design/standard/page/1/show/1019530 [Datum der Recherche: 16.10.2019]

Rommé, Barbara [Hrsg.] (2007): Der Zwinger. Bollwerk | Kunstwerk | Mahnmal. Münster.

Stadtmuseum Münster [o. J.]: Zwinger – Bollwerk, Kunstwerk, Mahnmal. Online: URL: https://www.stadt-muenster.de/museum/museum/zwinger.html [Datum der Recherche: 16.10.2019]


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